Herzensangelegenheit Kommunikation


Wie sprechen wir miteinander? Wie sprechen wir über andere? Wie gehen wir miteinander um? Die Art der Kommunikation berührt die ganz großen Fragen – im Berufs- wie im Privatleben. Stationsleitung Regina Lenssen und ihre Stellvertreterin Stefanie Billenstein zeigen, wie groß die Verantwortung gerade auf der Intensivstation ist.

Wer besser werden will, muss trainieren – dies gilt auch für unseren Umgang mit Wörtern. „Man muss sich manchmal bewusst machen, was Sprache auslösen kann und wie sie auf andere wirkt. Was im Team verstanden wird, klingt für Außenstehende oft befremdlich“, weiß Stefanie Billenstein. Deshalb achten die Kolleginnen und Kollegen unter anderem darauf, dass ihre Äußerungen nicht despektierlich sind.

Regina Lenssen konkretisiert: „Wir schießen hier keine Patienten ab, sondern wir lindern Schmerzen. Der Patient schlägt nicht bei uns auf Station auf, sondern kommt auf unserer Station an.“ Ebenso lässt sich trainieren, dass auf Intensivstation nicht die Wirbelsäulen liegen oder der Bauch, sondern Herr oder Frau Müller mit dem entsprechenden Krankheitsbild.

"Sprache macht etwas mit uns.
Freundlichkeit braucht keine Zeit."

Regina Lenssen, Stationsleitung Intensivstation

Begegnungen mit Respekt und auf Augenhöhe

Kommunikation ist ein besonders sensibles Thema. Deshalb halten es Lenssen und Billenstein für wichtig, sich immer wieder selbst zu hinterfragen: Wie begegnen wir dem Herrn Professor, wie dem Obdachlosen, wenn diese bei uns Patienten sind? Haben wir nicht schon ein Bild im Kopf, bevor wir einen Patienten zum ersten Mal sehen?

Ist ein Patient aggressiv, weil er zum Beispiel ein Delir durchlebt, ist professionelle Kommunikation ein therapeutisches Muss. „Zu lernen, diese Aggression nicht persönlich zu nehmen, sondern mit Fürsorge zu reagieren, ist eine Kernaufgabe und Herausforderung“, beschreibt Lenssen. „Je positiver ich aber auf den Patienten eingehe, desto wertschätzender kann ich mit ihm umgehen und umso besser ist das Feedback.“

Für Billenstein fließen Herzensangelegenheit und Delirmanagement ineinander über: „Wir begrüßen die Patienten, sagen ihnen Uhrzeit und Tag, um sie zu orientieren – aber auch, um sie freundlich willkommen zu heißen. Ich hatte kürzlich eine Patientin, die geweint hat, weil sie bei uns so viel Freundlichkeit erfahren hat.“

"Kommunikation kommt von Herzen und geht zu Herzen."

 

Es besteht immer eine Interaktion zwischen Patienten und Personal – und zwischen Kolleginnen und Kollegen. Das Team der Intensivstation hat die „Herzensangelegenheit Kommunikation“ zu Verhaltensregeln zusammengefasst

  • Grundsätzlich setzt jeder von uns die respektvollen Verhaltensregeln des sozialen Miteinanders als gegeben voraus. Dennoch hat jedes Team seine Eigendynamik.
  • Jeder ist anders, wir auch! Jede/r Kollege*in hat ihre/seine Stärken und Schwächen. Stärken wir unsere Stärken miteinander und begegnen den Schwächen des Anderen mit der Größe der Toleranz.
  • Ein offenes Miteinander, das direkte Gespräch suchend bei Differenzen, miteinander ohne persönliche Befindlichkeiten den Arbeitsalltag zu gestalten, soll unser Ziel sein.
  • Dafür ist ein weiter Blick über den eigenen Tellerrand hinaus notwendig, um dem Anderen in seiner Person wertschätzend zu begegnen.